Als Ergänzung zu unserer letzten Podcast-Folge „Die Netflix-Serie ‚Barbaren‘. Im Land der Stotterer und Nuschler“ stellen wir euch das Hildebrandslied vor. Einen Ausschnitt davon konntet ihr bereits am Ende der genannten Folge hören, in der wir auch über die ältesten germanischen Sprachstufen diskutiert haben. Das Hildebrandslied, eine sog. Spross-Sage aus dem Stoffkreis um Dietrich von Bern, wurde im 9. Jh. (um 830–840) von zwei Fuldaer Mönchen aufgeschrieben. Der Text ist in einer seltsamen Mischform aus altsächsisch und altbairisch verfasst, mischt also nieder- und hochdeutsch (hoch = mittel- bis süddeutsche Gebiete mit Höhenlage, nieder = alles darüber Richtung Küste). Vermutlich kam das Hildebrandslied durch die Langobarden in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts nach Bayern und von dort aus nach Fulda. Die zwei erhaltenen Blätter der Handschrift haben eine kuriose Geschichte hinter sich: Sie waren Kriegsbeute der Amerkianer und gelangten nach 1945 in die USA. Dort machten sich dubiose Antiquare daran zu schaffen, trennten die beiden Blätter und verkauften eins für horrendes Geld weiter. 1972 wurden beide mit dem Codex, in dem die Blätter überliefert wurden, wiedervereint. (Codex = Sammlung von Handschriften, die zu einem Buch zusammengebunden sind.)